Gemeindechronik
Gemeindechronik von Weppersdorf
Kelten und Römer (100 v. Chr. – 100 n. Chr.)
Die ältesten Funde von einer Besiedelung im heutigen Gemeindegebiet von Weppersdorf stammen aus keltischer Zeit. Die Kelten bauten im letzten vorchristlichen Jahrhundert das Raseneisenerz ab, das in Eisenverhüttungsanlagen geschmolzen und zu Waffen, Werkzeug oder Schmuck weiterverarbeitet wurde. Auch die Römer hinterließen ab dem ersten nachchristlichen Jahrhundert, nachgewiesen anhand von Münzfunden, hier ihre Spuren. Aus späteren Urkunden ist zu entnehmen, dass durch das heutige Ortsgebiet von Weppersdorf eine Römerstraße parallel zur Bernsteinstraße führte.
Zeit der Völkerwanderung (ca. 400 n. Chr. – 800 n. Chr.)
Zur Zeit der Völkerwanderung kamen zuerst germanische Stämme, u. a. die Langobarden, in das Gebiet des heutigen Burgenlandes, später folgten Slawen, Awaren und zuletzt die Magyaren. Auch die Hunnen drangen in unseren Raum ein und verwüsteten etliche Siedlungen.
Ende des 8. Jhdts. n. Chr. ließen sich deutsche Siedler im Gefolge Karls des Großen in unserem Gebiet nieder. Karl der Große errichtete zum Schutz gegen die Reitervölker aus dem Osten die Ostmark, zu der auch das heutige Burgenland gehörte.
Mittelalter und frühe Neuzeit
Das Gebiet von Weppersdorf und Umgebung wurde bereits 860 n. Chr. als Besitz der Grafen Ratpot und Richari, die vom Salzburger Erzbischof mit der Kultivierung und Besiedelung dieses Gebietes betraut wurden, genannt.
Im Jahre 1222 erließ der Ungarnkönig Andreas II. eine Schenkungsurkunde. Darin finden wir auch die erste urkundliche Erwähnung des Namens Weppersdorf, nämlich „Wepur“. Der Name „Wepur“ kommt aus dem slawischen und bedeutet soviel wie „Eber“, auch die ungarische Form „Veperd“ läßt sich daraus ableiten.
Aus der Urkunde König Andreas‘ II. geht hervor, dass einem gewissen Getreuen „Po(u)sa“ für dessen Hilfe bei der Befreiung des Königs aus griechischer Gefangenschaft die benachbarten Besitzungen Weppersdorf (Wepur) und Lackenbach geschenkt wurden. Vor dieser Schenkung an den Getreuen „Pousa“ gehörte das Gebiet um Weppersdorf wahrscheinlich einem Grafen Nikolaus. Auch geht aus dieser Urkunde hervor, dass Weppersdorf der alten St. Peterspfarre in Oberpetersdorf (Peternimiti) unterstellt wurde. Der Ort schied jedoch als selbständige Pfarre vor dem 13. Jhdt. aus.
In einer Urkunde des Kapitels Vasvár (Eisenburg) aus dem Jahre 1377 scheint Weppersdorf als Mautstelle auf, da sich hier wichtige Verkehrs- und Handelswege vereinten.
Seit dem Jahre 1463 gehört Weppersdorf herrschaftlich und in der Gerichtsbarkeit zu Kobersdorf. Im Jahre 1531 wird in einer Urkunde der Name „Mezverem“ (dt. „Kalichgrueben“) genannt, das heutige Kalkgruben.
Tschurndorf scheint erstmals in einer Urkunde aus dem Jahre 1572 als eine Gründung des damaligen Burgherren von Kobersdorf, Hans Tschuramb (ung.: Csoron) auf. Historiker vermuten jedoch, dass diese Ansiedlung von 25 kroatischen und 2 deutschen Bauern durch Tschuramb lediglich eine Wiederbesiedelung eines Jahrhunderte vorher zugrundegegangenen und bereits um 1225 gegründeten Dorfes darstellt. Auch weist vieles darauf hin, dass um 1150 durch die deutschen Güssinger Grafen Wolfger und Hederich eine Burg in Tschurndorf erbaut wurde.
Im 16. Jhdt. war der Ort Weppersdorf Teil der Herrschaft Kobersdorf, die von der Familie der Weißpriach – sie nannten sich Grafen von Kobersdorf – regiert wurde. Das Herzstück der Herrschaft war das glanzvolle Schloss Kobersdorf, ursprünglich zwischen 1222 und 1229 als Wasserburg angelegt, baute es Hanß von Weißpriach jedoch als mächtiges Renaissanceschloss mit Wassergraben aus.
Türkenkriege und nationalungarische Erhebungen
Es kann angenommen werden, dass auch in Weppersdorf und in den umliegenden Dörfern zwischen 1529 und 1532 die Türken wüteten, zerstörten sie doch die Wasserburg in Kobersdorf.
Nachdem die Türken 1529 Wien schon einmal belagert hatten, hoffte man 1683 bei der zweiten Türkenbelagerung auf die endgültige Einnahme Wiens. Doch König Johann II. Sobiezkys von Polen schlug die Türken vor den Toren Wiens. Einige Teile der Hauptarmee hinterließen bei ihrem Rückzug Spuren der Verwüstung im nördlichen und auch im mittleren Burgenland. Auch in Weppersdorf fand man ein Hufeisen eines türkischen Pferdes. Der Ort wurde, bis auf 2 Häuser, von den Türken vollständig niedergebrannt.
Paul Esterházy, damals Herr über Kobersdorf, befahl daher seinem Kobersdorfer Verwalter „von den armen von den Tataren(Türken) abgebrendten Untertanen“ für den Rest des Jahres keine Abgaben und Roboten einzufordern und von den Ortsrichtern (Bürgermeistern) eine Aufstellung aller von den Türken in Asche gelegten und den heilgebliebenen Anwesen anfertigen zu lassen und diese in seine Abrechnung „ohne Mangel“ einzutragen.
Kaum hatte man sich von den Türkenunruhen erholt, zogen zu Beginn des 18. Jhdts. marodierende Soldaten des Siebenbürgener-Fürsten Franz II. Rakóczy durch den westungarischen Raum, die so genannten „Kuruzzen“.
Unter diesem „Kuruzzenrummel“ in den Jahren 1704 – 1711 hatte auch die Bevölkerung der Herrschaft Kobersdorf und damit auch die von Weppersdorf zu leiden.
Im Verlauf des 17. Jhdts. kam es immer wieder zu nationalungarischen Erhebungen, die ihre Ursache in der katastrophalen Niederlage der Ungarn gegen die Türken im Jahre 1526 hatte.
Nun waren viele nicht mit dem Habsburger, und vor allem nicht mit den habsburgischen Gesetzen einverstanden. Es gab wohl Meinungsverschiedenheiten im Bereich des Glaubens als auch in anderen Bereichen. Zusätzlich wurden diese Gegensätze noch durch die Anwesenheit der Türken regelrecht geschürt.
Durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges wurde im Jahre 1638, nach fast 200jähriger österreichischer Verwaltung, die Herrschaft Kobersdorf ungarisch.
Nach dem Aussterben der Csorons übernahm Johann Kéry de Ipolyker die Herrschaft, ab 1642 nannte sich dieser Baron.
Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges begann für den westungarischen Raum eine relativ ruhige Phase. Die Türken hatten zwar noch immer fast ganz Ungarn in ihrer Hand, doch waren für absehbare Zeit keine Kampfhandlungen in Sicht. Auch die jährlichen Geschenke des Kaisers an den Großwesir und Sultan taten ihr Übriges.
Ein Relikt, das an die Türkenjahre erinnert, ist die Türkensäule zwischen Weppersdorf und Unterfrauenhaid (Abbild einer Madonna). Die Türkensäule trägt die Jahreszahl 1678.
1670 begann eine neuerliche Revolte gegen das Haus Habsburg, diesmal schlossen sich höhere ungarische Adelige zusammen.
In Wien trafen sich Adelige aus Ungarn und den benachbarten Ländern. Sie verschworen sich gegen Habsburg. Unter ihnen war auch Franz Graf Nadásdy, der Herr über Lockenhaus. Wieder versuchten die Verschwörer vergebens Graf Paul I. Esterházy für ihre Sache zu gewinnen. Graf Paul I. Esterházy erwies sich jedoch wieder als treuer Vasall des Kaisers. Die Verschörung wurde verraten. Die Mitglieder verhaftet und in Wien bzw. Graz zum Tode verurteilt. Franz Graf Nadásdy wurde im Jahre 1671 in Wien enthauptet.
Für sein unerschütterliches Festhalten an die Sache des Kaisers, seinen katholischen Glauben und wegen der Rolle in den Türkenkriegen, verlieh Kaiser Leopold I. im Jahre 1687 Graf Paul I. Esterházy den Fürstentitel.
Auch waren die Gebietszuwächse der Herrschaft Esterházy im 17. Jhdt. schon so beträchtlich (Teile der Herrschaft Kobersdorf – wahrscheinlich auch Weppersdorf – gehörten den Esterházys, 1704 besaßen sie die ganze Herrschaft), dass dieser Titel die logische Folge sein musste.
Brief und Siegel
Brief und Siegel waren früher untrennbar miteinander verbunden. Der Brief hatte früher auch die Bedeutung von Urkunde. Heute noch gibt es z.B. einen Kaufbrief, Pfandbrief, Lehrbrief usw. Weil der Brief so ein wichtiges Dokument war, musste dieses besonders versiegelt werden. Aber nicht nur auf Briefen finden wir Siegel, auch auf Dokumenten aus damaliger Zeit hinterließen Richter (Bürgermeister), Geschworene (Mitglieder des Gemeinderates) und angesehene Bürger ihr eigenes Siegel (auch die „Petschaft“ genannt), meistens mit ihren Initialen. Natürlich konnte man damals auch unterschreiben, indem man ein Kreuz vor seinen Namen setzte – diese Methode bevorzugten solche, die weder Lesen noch Schreiben konnten. Im Jahre 1706 bestätigten mehrere solcher Richter der Herrschaft Kobersdorf mit den Unterschriften neben ihren Siegeln die Richtigkeit der abgelieferten Robot- und Abgabenleistungen an das Verwaltungs- oder Rentamt der Herrschaft.
Im ausgehenden 18. Jhdt. ging man dazu über, in den Gemeinden die persönlichen Siegel der Richter und Geschworenen durch gemeindeeigene Siegel zu ersetzen. Weppersdorf entschied sich, wie so viele andere Gemeinden auch, als Motiv die Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit zu wählen, das Patrozinium (Schutzherrschaft) der hiesigen katholischen Pfarrkirche.
Die Umschrift des ersten Abdruckes des Gemeindesiegels aus dem Jahre 1799 lautet: „Gemeine Sigill Weperstorf“
Wessen das Land, dessen die Religion
Schon im Jahre 1530 entfaltete sich unter dem Schutz der evangelischen Grundherren Johann Weißpriach und Janos Csoron in Weppersdorf evangelisches geistliches Leben.
Als erster namentlich bekannter Prediger scheint im Jahre 1564 Georg Milperger auf. Der Prediger Georg Textorius wird 1646 vom katholischen Grundherrn von Kobersdorf Johann Kéry vertrieben.
Im Jahre 1645 wurde die älteste Glocke des Burgenlandes gegossen, sie versieht heute noch, im Turm der evang. Pfarrkirche ihren Dienst. Die Inschrift auf der Glocke lautet: „Nach Weppersdorf ließ mich bringen her/ Herr Pfarrer Wenzel Weingartner/ 1645“.
Unter der Leitung des evangelischen Bischofs Muszay findet am 18. Oktober 1650 in Weppersdorf eine Synode (Kirchenversammlung) statt.
Am 16. August 1661 kommt die ursprünglich katholische, dann evangelische Kirche wieder in die Hände der Katholiken. In der Kirche dürfen nur mehr katholische Gottesdienste abgehalten werden. Evangelische Gottesdienste beschränken sich auf Hausandachten.
Erst ab dem Jahr 1781 wird den evangelischen Gläubigen im Toleranzpatent Kaiser Josephs II. wieder freie Religionsausübung gewährt.
1795 erfolgte dann der Anschluss der Weppersdorfer Evangelischen an Kobersdorf.
Im Jahre 1836 wird in Weppersdorf die evangelische Volksschule (heute „Alte Schule“) erbaut. 1906 wird diese umgebaut und dient fortan auch als Betsaal.
Weppersdorf wurde im Jahr 1907 eigenständige Pfarrgemeinde. Schließlich, am 30. 8. 1931, wird in Weppersdorf die neu erbaute Evangelische Bekenntniskirche geweiht.
Die Weppersdorfer Glocke ist eines der wenigen Denkmäler aus der Zeit vor dem Toleranzpatent. Gewicht etwa 180 kg. Sie trägt folgende Inschrift: „Auf Weppersdorf ließ mich bringen her Herr Pfarrer Wenzel Weingarthner 1646“ Weingarthner wirkte auch in Weppersdorf einige Jahre als evang. Pfarrer.
Die katholische Pfarrkirche „Hl. Dreifaltigkeit“ wurde im 14. Jhdt. im Stil der Gotik erbaut. Die heutige Form der Kirche stammt aus dem Jahre 1753.
Von der Zeit Maria Theresias bis zu den Napoleonischen Kriegen
Maria Theresia erließ im Jahre 1767 ein einheitliches Urbar, das so genannte Urbarialpatent für Ungarn. Dieses Urbarialpatent ordnete die Einführung eines einheitlichen Urbars an und milderte gleichzeitig soziale Härten, unter denen die Bauern des ausgehenden 18. Jhdts. litten. Die Größe der Lehen (Besitzungen) und die sich daraus ergebenden Abgaben wurden nun genau festgelegt.
Auch für Weppersdorf ist ein solches Urbar aus dem Jahr 1767 erhalten.
Im Jahr 1761 rügte Joseph Charl Graf Herbeviller, der Bevollmächtigte des Kobersdorfer Grundherrn, die Gemeinde Weppersdorf.
Es ging um den Bau eines eigenen Wirtshauses – eines Gemeindegasthauses.
Am 5. Dzember 1761 kaufte die Gemeinde dem Michael Thorner (Dorner) seine 2/4 Lehen-Behausung für 140 Gulden ab.
Mehr als 200 Jahre lang stand auf diesem Grund das Gemeindegasthaus, das um 1900 in den alleinigen Besitz der evangelischen Pfarrgemeinde kam, der Dorfbevölkerung offen.
40 Jahre später, im Jahre 1800, verkaufte Barbara Beilheim „ihre in Weppersdorf besitzende 2/4 Lehen-Behausung per Vierhundert Gulden“.
Diese Behausung wurde zu einem Herrschaftsgasthaus umgebaut. Heute befindet sich dort das Dorfgasthaus Berlakovich.
Auf dem Weg nach Wien machten auch napoleonische Truppen im Jahre 1809 in der Herrschaft Kobersdorf halt. Die Bevölkerung von Weppersdorf bekam von der Herrschaft in Kobersdorf die Anweisung, für Futter und Proviant zu sorgen. Jeder Ortsbewohner musste Abgaben leisten.
Weppersdorf hatte eine Wehrkirche, die in dieser Zeit der Bevölkerung als Zuflucht vor den marodierenden Franzosen diente. Laut Überlieferung wurden 234 Franzosen im Kampf getötet und im Bereich des katholischen Pfarrhofes in einem Massengrab bestattet.
Auch von Tschurndorf wird berichtet, dass zur Zeit des Franzosenkrieges 1809 der linke Ortsteil bis auf die Hälfte abbrannte.
Im Jahre 1830/31 wütete die Cholera in Weppersdorf und Umgebung und raffte einen Großteil der Bevölkerung hinweg. Die Bewohner des unteren Ortsteiles durften mit den Choleratoten nicht durch den oberen Ortsteil zum Friedhof, sondern mussten diese im Bereich der heutigen evangelischen Kirche begraben.
Von der Mitte des 19. Jhdts. bis zum 2. Weltkrieg
Laut den statistischen Daten aus dem Jahre 1852, die zur „historischen, geographischen neuesten Staatsbeschreibung Ungarns“ angegeben wurden, zählte damals die Gemeinde Weppersdorf schon 857 Bewohner. Von den 846 deutschen Einwohnern bekannten sich 11 zur jüdischen, 340 zur römisch-katholischen und 506 zur evangelischen Glaubensgemeinschaft.
Damals – um 1860 – war Weppersdorf ungefähr so groß wie der heutige Ortskern. Die allmähliche Erweiterung des Dorfes begann aber schon um 1840 mit der Errichtung der „Curialhäuser“ in der Berggasse“. Danach erfolgte langsam die Ausweitung des verbauten Gebietes nach Osten bzw. Südosten.
Auch die Industrialisierung des 19. Jahrhunderts hinterließ in Weppersdorf mehrere Spuren. So waren auch Weppersdorfer an den technischen Errungenschaften der Habsburger-Monarchie beteiligt. Diese Weppersdorfer kann man eigentlich als die ersten „Pendler“ bezeichnen.
1854, im Jahre der Fertigstellung der Semmeringbahn, steht Sonnleitner Paul aus Weppersdorf beim „k.k. Staatseisenbahnbau über den Semmering“ noch in Arbeit. Seine Reiseurkunde ist erloschen. Daher sucht der Bürgermeister von Schottwien/Semmering beim „löblichen k.k. Komitats-Vorstand in Ödenburg“ um die Ausstellung eines neuen Reisepasses „diensthöflich“ an.
Auch von Franz Tremmel erfahren wir, dass er im Jahr 1853 bei der Donaudampfschiffahrts-Gesellschaft beschäftigt war. Er fuhr als „Feuermann“ (Heizer) auf dem Dampfschiff „Kolowrat“, das zwischen Linz und Orsova (Rumänien) verkehrte.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde an verschiedenen Stellen des heutigen mittleren Burgenlandes nach Braunkohle geschürft (Helenenschacht bei Ritzing!). Auch Weppersdorf hatte dafür von der k.k. Berghauptmannschaft zu Ofen (Budapest) die Schürfbewilligung erwirkt, die aber im Juni 1857 erlosch.
Im Jahre 1860 wird daher die Gemeinde vom Stuhlrichteramt in Ödenburg aufgefordert, binnen 8 Tagen „die Äußerung abzugeben, ob die Gemeinde eine neuerliche Schürfbewilligung zu erwirken gesonnen ist“.
Die Antwort der Gemeinde Weppersdorf lautet auf diese Aufforderung unter Zahl 431 folgendermaßen:
„Löbliches k.k. Stuhlrichteramt!“ „Die Gemeinde hat einstimmig beschlossen, von der löblichen k.k. Berghauptmannschaft in Ofen eine neuerliche Schürfbewilligung zu erwirken, was der Gemeindevorstand zufolge löblichen Auftrages vom 29. vorigen Monats Z. 2716 ergebenst anzeigt.“
Zu dieser Zeit begannen auch ernsthafte Überlegungen, den gesamten westungarischen Raum verkehrstechnisch zu verbinden.
Vor allem die Verbindungen zwischen den Komitatshauptstädten wurden besonders gefördert.
Im Jahre 1836 lagen erste Pläne für den Bau einer Eisenbahnstrecke zwischen Ödenburg (Sopron) und Güns (Köszeg) vor.
Sie sollte von Ödenburg und seinen Vororten über mehrere Ortschaften im heutigen Mittelburgenland, darunter auch Lackenbach und Weppersdorf, bis nach Güns führen.
1908 war die Strecke weitgehend fertiggestellt, da passierte ein schreckliches Eisenbahnunglück in der Nähe des Bahnhofes von Weppersdorf.
Dieses Zugsunglück Eisenbahnunglück am Samstagvormittag des 19. September zwischen Weppersdorf und Lackenbach forderte 3 Menschenleben und 4 Verletzte.
Dieser Unfall hatte gehörige Aufregung, vor allem in den Zeitungen, verursacht. Der „Günser Anzeiger“ rügte auf das Schärfste, dass die Bauleitung seit längerer Zeit mit fieberhafter Eile an der Fertigstellung der Eisenbahnstrecke arbeiten ließ.
Schließlich wurde die Bahn zwischen Ödenburg und Güns im November 1908 ohne Zwischenfälle feierlich eröffnet.
Die Bahn hatte noch für längere Zeit wirtschaftliche Bedeutung. Sie blieb bis in die 70er-Jahre hinein eine wichtige Verkehrsverbindung. Mit dem Aufkommen von Bus und privaten PKWs verödeten zusehens die alten Eisenbahnstrecken und Bahnhofsanlagen. Der Bahnhof in Weppersdorf wurde aufgelassen und später dann auch dem Erdboden gleichgemacht. Das neben dem Bahnhof befindliche Gasthaus wurde schon viel früher abgerissen.
Der 1. Weltkrieg brachte für Weppersdorf Not und Elend, da viele Bewohner in den Krieg ziehen mussten und nicht mehr lebend zurückkehrten.
Im Jahre 1921 kam das Burgenland in der Folge dieses Krieges als eigenständiges Bundesland zur Republik „Deutsch-Österreich“. Es war vor allem für unsere Gegend ein besonderer Rückschlag, dass die „heimliche“ Hauptstadt des Burgenlandes, nämlich Ödenburg (Sopron), durch eine mehr als fragwürdige Volksabstimmung an Ungarn verloren ging. Im Zuge des Anschlusses des Burgenlandes an Österreich gab es sicherlich auch in unserer Gegend (Kirchschlag!) vereinzelte Kampfhandlungen zwischen ungarischen Freischärlern und dem regulären österreichischen Bundesheer.
Am 20. Mai 1923 wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung für die im Weltkrieg (1914-18) Gefallenen und Vermissten am südlichen Ortsausgang von Weppersdorf ein Denkmal enthüllt.
Besonders nach dem 2. Weltkrieg, der auch den Menschen in unserer Gemeinde großes Leid zufügte, setzte eine umwälzende Veränderung der jahrhundertealten Gegebenheiten ein. Dazu trug auch die Modernisierung der Landwirtschaft bei, als deren Folge der Bedarf an bäuerlichen Arbeitskräften sank. Viele Menschen aus den Dörfern verdienten sich nun ihren Lebensunterhalt als Pendler in Industrie- und Gewerbebetrieben oder auf Baustellen außerhalb der Heimatgemeinden, ja sogar des Landes, so dass allmählich eine neue Generation – der Arbeiterstand – das Bild der Gemeinden prägte.
Mit der Veränderung der Bevölkerungsstruktur setzte auch eine bauliche Veränderung der Ortsbilder ein. Die Entwicklung heimischer und die Ansiedelung verschiedener Betriebe von auswärts brachten in den Ortsgebieten einen wirtschaftlichen Aufschwung.
Seit 1971 sind die drei Ortsteile Weppersdorf, Tschurndorf und Kalkgruben zur Großgemeinde Weppersdorf vereinigt.
Durch neue Betriebe und die Errichtung von Siedlungsbauten bzw. die Schaffung von Bauplätzen für Wohnhäuser, speziell für Jungfamilien konnte dem Bevölkerungsrückgang Einhalt geboten werden.
Auch die dafür notwendigen Infrastrukturmaßnahmen konnten zeitgerecht gesetzt werden. Neu errichtete bzw. sanierte Volksschulen, Kindergärten, Feuerwehrhäuser, Sport- und Freizeitanlagen u.dgl.m. helfen der Bevölkerung das Leben in unserer Gemeinde angenehmer zu gestalten.
Ein reges Vereinsleben in allen drei Ortsteilen trägt zu vielen gesellschaftlichen, sportlichen und kulturellen Aktivitäten bei, die den Freizeitbereich und das Dorfleben sehr stark bereichern.
Eine besondere Ehre wurde uns im Jahr 1997 zuteil. In diesem Jahr wurde unserer Gemeinde ein eigenes Wappen verliehen. Die unter Naturschutz stehende, sehr selten vorkommende Kuhschelle, die auf dem Haarriegel wächst, ist darauf als zentrales Motiv zu sehen.
Gemeindechronik von Tschurndorf
Geschichte und Entwicklung
Tschurndorf scheint urkundlich erstmals im Jahr 1527 als Gründung des damaligen Burgherrn von Kobersdorf, Hans Tschuramb (deutsch) bzw. Csoron (ungarisch) auf. Eine historische Theorie spricht allerdings von der Wiederbesiedelung eines Jahrhunderte vorher zugrunde gegangen Dorfes, das bereits um 1225 gegründet worden war. Tschurndorf trägt nicht nur den Namen des Burgherren Hans Tschuramb; es teilte auch über mehrere Jahrhunderte als Teil der Herrschaft Kobersdorf deren bewegte Geschichte.
Die Gemeinde Tschurndorf
Der Ortsteil Tschurndorf gehört seit dem Jahr 1971 zur Großgemeinde Weppersdorf.
Die kommunalen Schwerpunkte lagen im Ausbau der Gemeindestraßen und Straßenbeleuchtung. Viel Arbeit wurde in die Gestaltung des Ortbildes und in den Ausbau der Sport- sowie der Freizeitanlagen investiert.
Nach der jahrelangen und fleißigen Gestaltung des Ortsbildes, wurde im Jahr 1998 mit dem Neubau des Feuerwehrhauses begonnen.
Gemeindechronik von Kalkgruben
Geschichte und Entwicklung
Erstmals besiedelt worden dürfte Kalkgruben um das Jahr 1220 sein. Damals wurde in der Schenkungsurkunde des ungarischen Königs Andreas II. an den Grafen Pousa ein “anderes Dorf des Grafen Peter” (alia villa comitis Petri) erwähnt. Die ungarische Bezeichnung für diesen Ort lautete auf Grund des Kalkabbaues „Mezverem“. Durch die Wirrnisse der Geschichte ging diese Ansiedlung bald zu Grunde. Als das Gebiet um 1453 an die Herrschaft der Weisspriach mit Sitz in Kobersdorf fiel, wurde die Ortschaft wegen der starken Nachfrage nach Kalk als „Kalikrom“ wieder errichtet.
Unter der Herrschaft der Kery wurde 1667 ein Urbar (=schriftliche Übereinkunft zwischen Grundherr und Untertanen) verfasst. Daraus kann man schon einige Namen von Bauerngeschlechtern herauslesen.
Um 1700 kaufte die Familie Esterhazy die Herrschaft Kobersdorf mit „Kalchgruben“.
Im Jahre 1850 wurde eine Beschreibung sämtlicher Einwohner erstellt. Aus dieser Liste kann man die Namen der Hauseigentümer, die Anzahl der Hausbewohner, Geschlecht, Religion, Familienstand, Sprache und Berufsstand ersehen.
Die beiden Weltkriege brachten viel Not und Elend über die Bevölkerung. An die Gefallenen und Vermissten der Kriege erinnert das Kriegerdenkmal, das 1956 vom Künstler Rudolf Kedl errichtet wurde.
Die Gemeinde Kalkgruben
Nach der Eingliederung des Burgenlandes 1921 zu Österreich entstand Kalkgruben als eigene Gemeinde.
Die Ortsteile Kalkgruben und Tschurndorf wurde im Jahr 1971 mit Weppersdorf vereinigt. Weppersdorf wurde zur Großgemeinde ernannt.
Der Kindergarten wird in Weppersdorf besucht. Die 1908 erbaute Volksschule steht den Volksschülern von der ersten bis vierten Schulstufe zur Verfügung.
Das Friedenskirchlein, als moderner Bau mit einem freistehenden Glockenturm, wurde im Jahr 1976 eröffnet. Dort werden Gottesdienste von beiden Konfessionen sowie Begräbnisse abgehalten. Dies ist im Burgenland bis heute einzigartig.
Im Jahr 1996 wurde in Kalkgruben ein neues Feuerwehrhaus gesegnet und 1998 ein neues Kleinlöschfahrzeug angeschafft. Besonderes Interesse findet der jährliche Feuerwehrheurige in Kalkgruben und Umgebung.
Viele Jahre wurden große Anstrengungen in die Gestaltung des Ortsbildes gesteckt.
Die Gemeindestraßen wurden ausgebaut und Freizeit- und Sportanlagen wurden errichtet.
Für Freunde des Angelsportes bietet Kalkgruben mit seinen reizvollen Fischteich die perfekte Umgebung für Entspannung und Sport.